Observatorium für Prognosen, irrelevante Fragen und Widersprüche.
 
Freitag, 25. Februar 2011

Des Freiherrn neue Freikörperkultur


So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: "Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!" Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese.

"Aber er hat ja gar nichts an!" sagte endlich ein kleines Kind. "Hört die Stimme der Unschuld!" sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte. "Aber er hat ja gar nichts an!" rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ,Nun muß ich aushalten.' Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war. (Hans Christian Andersen)

Es war einmal ein Freiherr, der gravierende Fehler begangen hatte, und dem Volke seine Reue ob dieser zeigen wollte. Er legte sein Jackett und seine Krawatte ab, zog die Schuhe aus, trat auf den Vorplatz seines Schlosses und sprach: "Nackt trete ich vor Dich, mein Volk, jetzt magst Du mich in all meiner Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit sehen." Und alle seine Hofschranzen und die Mehrheit des Volkes lobte ihn für seine Demut und die Rückhaltlosigkeit, mit der er sich zu seinen Makeln bekannte.

Es waren aber auch gar nicht so wenige, die riefen: "Aber Hose und Hemd hat er doch noch an. Die soll er auch noch ablegen, erst dann werden wir erwägen, ihm seine Fehler zu verzeihen. So verbirgt er doch noch fast alles von dem, was zu zeigen wirklich peinlich wäre."

Doch die Mehrheit des Volkes sprach zu der Minderheit: "Was habt ihr denn, er ist doch nackt! Er hat uns doch jetzt alles gezeigt. Nun lasst uns doch wieder zu Tagesordnung übergehen. Gibt es nichts wichtigeres als den Schniepel des Freiherrn?" Und sie sagten das nicht, weil ihnen jemand eingeredet hätte, dass sie dumm wären, wenn sie Hemd und Hose noch sähen. Sie sagten es nur, weil sie dem Freiherr, der im Volke sehr beliebt war, die Schmach ersparen wollten, sich vollständig zu entblößen. Und manche dachten auch bei sich: "Nun ist er doch ein Freiherr, und dass er sich vor dem Volke seines Jacketts und seiner Krawatte entledigt, ist doch gleichviel, als wenn sich unsereins nackt auf der Straße zeigen müsste."

"Aber er hat doch noch etwas an" beharrte die Minderheit. Doch die Mehrheit behauptete gar nicht mehr, dass der Freiherr nackt sei, sie sagte nur: "Was kümmert es uns, wir sind die Mehrheit. Und keiner muss sich ausziehen, wenn die Mehrheit es nicht will."


 
link me   > Topic: Taeuschungen
 

Donnerstag, 24. Februar 2011

Flenn doch, zu Guttenberg! (2)


Die Fragen abgearbeitet, die aktuelle Stunde abgesessen, der Titel aberkannt. Karl Theodor kommt nach einem langen und anstrengenden Tag nach Hause. Doch Stephanie ist nicht da. Verwirrt holt er sich ein Jever aus dem Kühlschrank und setzt sich in den Wohnzimmer-Sessel. Erschöpfung und Enttäuschung sprechen aus seinem leeren Blick. Erst zwei Stunden nach ihm kommt Stephanie.

KT: Hallo Schatz, wo warst Du denn noch?

S: Hallo Liebling, ich hab mich noch mal in ein anderes soziales Projekt eingebracht, "Copyright in danger", wirklich sehr spannend.

KT: Hast Du den Kindern schon gesagt, dass sie meinen Namen jetzt anders angeben müssen.

S: Sie wussten es schon.

KT: Wie haben sie reagiert?

S: Unsere kleine Tochter, der ich meine Trauer zu erklären versuchte, fragte mich, ob du ein tüchtiger Wissenschaftler seist, ob sie stolz auf dich sein dürfe. Ich habe beide Fragen, nicht politisch, sondern einfach mit nein beantwortet.


 
link me   > Topic: Flenn doch
 

Mittwoch, 23. Februar 2011

Flenn doch, the legitimation of


Ich gebe Ihnen mein phäakisches Ehrenwort: Diesen Artikel hatte ich noch nicht gelesen, als ich die neue Serie "Flenn doch, zu Guttenberg!" startete. Er allein schon würde noch ganz anderes rechtfertigen:

Also spricht der Dr. jur. a. D.: Die Zeit stehe ich gemeinsam mit meiner Frau durch. Die Zeit bis wann? Bis er eine richtige Doktorarbeit geschrieben hat? Bis die FAZ ihm nicht mehr böse ist? Bis alle alles vergessen haben?


 
link me   > Topic: Flenn doch
 

Dienstag, 22. Februar 2011

Neue Serie: Flenn doch, zu Guttenberg! Naheliegende Geschichten über eine Welt ach so fern.


Karl Theodor kommt am Sonntag Abend gewichtig aber gefasst aus der Studierstube und setzt sich zu Stephanie an den Wohnzimmertisch.

KT:Ich habe meine von mir verfasster Dissertation noch einmal gelesen?

S: Noch einmal?

KT (leicht aufbrausend): Ja, natürlich: Ich habe sechs, sieben Jahre lang jeden Abend an ihr gelesen - äh, und geschrieben auch.

S: Und, konntest Du eine Fußnote für die sehnlichst erwartete Zweitauflage korrigieren?"

KT: Stephanie es ist ernst. Ich habe feststellen müssen, dass mir grobe handwerklich Fehler unterlaufen sind. Meine Quellennachweise entsprechen - leider, und keiner bedauert dies mehr als ich - nicht in jeder Hinsicht wissenschaftlichen Usancen."

S: "Umgangssprachlich kann man schon 'bscheißn' sagen.


 
link me   > Topic: Flenn doch
 

Samstag, 19. Februar 2011

Nach der Entdeckung, dass auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages unfreiwillig zugearbeitet hat:


Es ist nicht mehr die Frage, ob KT zurücktreten wird, sondern wie er das tun sollte:

Ergebnis

 
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Gibt es einen schöneren Namen


für einen Komponisten, der die Soundtracks zu handlungsfreien Filmcollagen aus 1970er-Jahre-Pornos erschafft, als

  • bitte Tusch! -

Basil Kneubühler?


 
link me   > Topic: nomen isst nomen
 

Freitag, 18. Februar 2011

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten


Gestern vor 155 Jahren starb Heinrich Heine und Ass. jur. Jürgen Seul nimmt das zum Anlass, im Juristen-Magazin Legal Tribune online dem super-originellen Ansatz zu folgen, das Werk eines Dichters, der mal Jura studiert hat, daraufhin abzusuchen, was dieser denn so über das Studium geschrieben hat.

Die Einleitung liest sich dann so: "Heinrich Heine war Romantiker, Dichter und politischer Journalist; seine Werke wie das "Buch der Lieder" wurden schon zu Lebzeiten verboten. Dennoch gehört Heine noch heute zu den bedeutendsten Erscheinungen der Weltliteratur."

Ich hab ja schon so meine Zweifel, ob man bei 12 Auflagen, die vom Buch der Lieder zu Heines Lebzeiten erschienen, man von einem "Verbot" des Buches sprechen kann, nur weil die Zensur Änderungen verlangte.

Stutzig macht mich vor allem, dass der Autor es für bemerkenswert hält, dass das Buch schon zu Heines Lebzeiten verboten war, so als wäre es eigentlich der Normalfall, dass Bücher erst posthum verboten würden. Klar: Das gibt es auch, Sacher-Masochs "Venus im Pelz" ist ein bekanntes Beispiel. Aber die erste Hälfte des 19. Jahhunderts war doch derart zensurversessen, dass es wundern würde, wenn ein Buch in dieser Zeit erlaubt war und anschließend verboten wurde.

Auch schön das "Dennoch", mit dem Seul die Adelung von Heines Werk zur Weltliteratur einräumt. Auch der Staat kann also irren. Manchmal verbietet er Bücher, die eigentlich ganz gut sind! Die Welt ist voll Wunder! Und das "noch heute", so als ob sich die Wertung, was Weltliteratur sei, so furchtbar schnell änderte.


 
link me   > Topic: Widersprueche
 

Mittwoch, 16. Februar 2011

Axolotl reloaded


Jetzt schieße ich quer. Also diesmal wird Katsche vom Guttenberghain nicht mehr so einfach davonkommen. Es wird sich über kurz oder lang die Meinung durchsetzen, dass es

  • nicht um vergessene Fußnoten geht, sondern um eine Arbeitsverweigerung. Wenn man unter der Überschrift "Bewertung" nur vier Absätze aus fremdem Federn zitiert, OHNE sich mit der zitierten Meinung inhaltlich auseinanderzusetzen, wäre das auch als wörtliches und nachgewiesenes Zitat NICHT lege artis.

  • nicht für die selbstverfassten Passagen einer rechtswissenschaftlichen Arbeit spricht, wenn die unmittelbare Nachbarschaft von Versatzstücken aus Publikums-Zeitungen, Websites und Sonntagsreden nicht weiter auffällt.

  • es eine Riesenblamage für Doktorvater Häberle und Zweitgutachter Streinz ist, ein solches Machwerk mit summa bewertet zu haben.

Katsche wird vielleicht seinen Doktortitel behalten, aber er wird einen Kotau wegen seiner Rechtsverletzungen machen müssen. Und dann wird es ihm leidtun, die Vorwürfe als abstrus bezeichnet zu haben. Er wird nicht mehr der alte sein, wenn das ausgestanden ist.

Wettet wer dagegen?


 
link me   > Topic: Prognosen
 

Sonntag, 13. Februar 2011

Dass es der FDP


weitestgehend und besonders ihrem Vorsitzenden egal ist, wie unbeliebt sie und besonders ihr Vorsitzender sind, finde ich wiederum ziemlich cool. Wenn sie jetzt noch deswegen unbeliebt wären, weil sie die richtigen Entscheidungen träfen!


 
link me   > Topic: Unwahrscheinliches
 

Samstag, 12. Februar 2011

Meinten Sie Hass Kampanien?


Nun hat es sicher etwas Oberlehrerhaftes, bescheuerte Rechtschreibfehler bei Google einzugeben und sich über die hohe Trefferzahl zu amüsieren. Bei den Hasskampanien (183 Treffer) ist es aber etwas anderes. Da kommen per Unverständnis zwei von ihrem Wallungswert so unvereinbare Begriffe zu einander, dass es schon fast lyrische Qualitäten besitzt. Was könnte es dergleichen mehr geben? Die Hass-Tirana (wohl 1 Treffer) ist natürlich vom Binnenkontrast weit weniger erlesen.


 
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Sonntag, 6. Februar 2011

Tempora mutantur, nos et mutamur in Lierhaus


Ja, die Zeiten ändern sich. Dass eine Frau den Mann fragen muss, ob er sie (nicht endlich) heiraten will, wäre vor nicht allzulanger Zeit als sehr demütigend empfunden worden. Dies in aller Öffentlichkeit zu tun, wäre einer gesellschaftlichen Vernichtung gleichgekommen. Die Reaktion des Publikums hätte nicht in Tränen der Rührung, sondern in entsetztem fremdschämenden Aufseufzen bestanden.

Natürlich ist es gut, dass diese Zeiten vorbei sind. Klar, warum soll nicht eine Frau den Mann fragen, ob er sie heiraten will? Aber dann passt es einfach nicht, dass der Mann sich nach dem "Ja" hinkniet. Wenn sie was von ihm will, dann muss - wenn überhaupt - sie knien.

Ach und SpOn, waren die beiden wirklich schon verlobt, wie Du schreibst. Äh, was bedeutet eigentlich Verlobung? Das man sich verspricht, sich zu heiraten, oder? Ist das nicht eigentlich so, dass erst die Annahme des Heiratsantrags die beiden zu Verlobten macht? Nächstes Mal die Kollegen von der Bunten fragen!


 
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Sonntag, 30. Januar 2011

Wie machen die das?


Wie machen es eigentlich die Produzenten dieser Show "Ich bin ein (prust) Star holt mich hier raus!", dass jede Staffel nicht nur von wahnsinnig vielen Menschen angeschaut wird, sondern auch noch in Feuilletons sich intellektuell gebender Medien wie zB Zeit besprochen wird.

Vielleicht wäre es sinnvoll sich ein einziges Mal die Sendung anzuschauen, bevor man solche Überlegungen anstellt. Ich bekenne: Ich habe es nicht gemacht und KANN es nicht tun.

Trotzdem möchte ich spekulieren: Ist es vielleicht der Einfall, jedes Mal auch einen Menschen aufzufahren, der den Qualitäts-Journalisten noch ein bisschen was bedeutet. Schon bei der ersten Staffel diskutierte ich mit Irene irgendwo (ich finde es nicht mehr) die Rolle der Lisa Fitz als immerhin oft im Scheibenwischer gesehene Kabaretistin. Bei der gerade vergangenen würde natürlich Langhans diese Rolle übernommen haben.

Wie benennen die Macher wohl diese Rolle? Sagen sie: Wir brauchen für die nächste Staffel noch einen Feuilletonisten-Köder? Rezensionsnudel? einen linken Haken?


 
link me   > Topic: irrelevante Fragen
 

Mittwoch, 26. Januar 2011

Musterhaft


Der Amoklauf von Winnenden. Die Familienmorde von Eislingen. Der Amoklauf von Lörrach. Die Familienmorde von Sinsheim. Die Tötung von Plochingen.

Wenn das alle diese Kleinstädte in einem ostdeutschen Bundesland lägen, würde um dieses Faktum größeres Gewese gemacht.


 
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What's next?


Bei der Tour de France wird gedopt! Viele katholische Priester vergreifen sich an Minderjährigen! In der Bundeswehr wird exzessiv Alkohol getrunken!

Was ist der nächste Skandal dieses Typs?


 
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Sonntag, 23. Januar 2011

Um mal den Faden mit etwas einfachem wieder aufzunehmen


Der Guttenberg, der wird sich auch aus der Forch-Gock-Verona Feldpost-Dienstwaffenrumgefuchtel-Affäre, sauber rausziehen.


 
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Dienstag, 23. Oktober 2007

Phaeakes Beschimpfungsratgeber


Claudia Roth nennt Bischof ("Gebärmaschinen") Mixa einen durchgeknallten, spalterischen Oberfundi. Wie schon eine Parteifreundin Roths zu Recht bemerkte, ist "durchgeknallt" fast eine Verharmlosung, weil Mixa im Gegnteil sehr überlegt vorgeht und genau das sagt, was er denkt. Was aber soll der Vorwurf des "Spaltertums". Ist die Einheit der römisch-katholischen Christen in familienpolitischen Fragen jetzt auf einmal ein Wert, für den grüne Politikerinnen eintreten? Darf jetzt nicht mehr - jedenfalls nicht in der römisch-katholischen Kirche - polarisiert und gestritten werden? Bleibt der Oberfundi. Je nun. Sollten grüne Parteivorsitende wirklich reaktionäre Kleriker mit Begriffen belegen, die zumindest vor ein paar Jahren noch grünen Parteiflügel bezeichnete? Würde sich Frau Roth ernsthaft beleidigt fühlen, wenn Mixa sie als die Befreiungstheologin der deutschen Politik bezeichnete?

Liebe Frau Roth, wenn Sie unbedingt jemanden deftig und mit hundertprozentiger Zustimmung ihres Parteitags kritisieren wollen, greifen sie doch einfach zum bildungssprachlichen "Idiot", zum bayerischen "Kuttenbrunzer", zum konstruierten "MasturbationsPollutionsautomat" oder sie nennen ihn einfach "Hirnmixxa".


 
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Freitag, 19. Oktober 2007

Wie wird Eva Hermans nächstes Buch heißen?


Biete:

Das Prinzip Abraham und Isaak Tenor: Mut zur späten Elternschaft. Kinder müssen wieder bedingungslos gehorchen.

Das Prinzip Onan Tenor: Wider den hemmungslosen Individialismus, formally known as Sünde der Selbstbefleckung. Mut zur Patchwork-Familie

Das Prinzip Salomé Warum Johannes Baptist bei starken Frauen den Kopf verliert

Wer bietet mehr?


 
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Mittwoch, 8. August 2007

Die Einladung


zu einer Diskussion mit Professor Ratzinger erschien ihm durchaus verlockend. Andererseits war er in der Wolle gefärbter Protestant und achtete diejenigen gering, die alle Vorbehalte gegen Papsttum und Katholizismus über Bord warfen oder doch zurückstellten, seit ein Deutscher den Titel des Stellvertreters Gottes auf Erden usurpierte. Er folgte der Einladung mit dem festen Vorsatz, in bester lutherischer Tradition Stellung zu beziehen.

Das Gespräch verlief seitens Ratzingers in routinierter Belanglosigkeit, die - so gestand er sich ein - vorhersehbar gewesen wäre. Nach der Verabschiedung, beim Verlassen des Vatikanpalasts, fiel ihm auf, dass er kurze Hosen trug. Die Folgerung, sich in einem Traum zu befinden, lag zumindest nahe. Er träumte öfter, unzureichend bekleidet in der Öffentlichkeit zu erscheinen, allerdings war er bislang völlig nackt oder doch mit unbekleidetem Unterkörper zu gesellschaftlichen Anlässen erschienen. Immerhin das war Benedikt dem XVI. erspart geblieben.


 
link me   > Topic: Unwahrscheinliches
 

Montag, 30. Juli 2007

Nein, er war höchstens römisch-katholisch


was ein Widerspruch in sich ist, was römisch ist, ist es ja gerade nicht allgemein (=katholisch). Sehr konsequent sind daher die orthodoxen Kirchen, wenn sie die Kirche des Papstes als römische Kirche bezeichnen und die "katholische Kirche", die in ihrem Glaubensbekenntnis vorkommt, nur durch ökumenische Konzile repräsentiert sehen.


 
link me   > Topic: Widersprueche
 

Mittwoch, 25. Juli 2007

Krebsch, sonschtwas


Was ich in 75 Minuten ARD-Dokumentation über einen schwäbisch-katholischen Dorfpfarrer gelernt habe:

Wie weit weg der vom Theologiestudium ist: Das Rho aus dem Christusmonogramm seines Talars bezeichnet der Pfarrer gegenüber Schwester Reparata als „das P“. Die unverkennbar animistische Vorstellung der Indios, der Geist des Pfarrers habe den Geist des Sterbenden geholt, stilisiert er unkorrigiert zum eigenen Erweckungserlebnis. Die aus dem Mittelalter stammende evangelische Kirche des Nachbarorts sei – so der Pfarrer – früher wahrscheinlich katholisch gewesen.

Wie allgegenwärtig die Kirche mit einem Unternehmen gleich gesetzt wird. Der Pfarrer als Teamleiter („Team von Garten und Team von Küche“), die schlechte Performanz des prozentualen Kirchenbesuchs (allerdings erheblich besser als in der Großstadt), die oft gestellte Frage, ob nun gewachsene Konkurrenz oder Missmanagement zum Machtverlust der Kirche geführt haben.

Wie tief human die schwäbische Mundart doch ist. Wenn sich der Pfarrer und die spastisch gelähmte Pastoralreferentin unterhalten, hört man deren Sprachbehinderung erst nach drei Minuten raus.


 
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Donnerstag, 3. Mai 2007

Wir waren gedopt.


Versteht das jemand? Der als Ullrich-Kritiker auftretende Masseur D'hont behauptet, dass ohne Doping Ullrich auf Jahre der Beste gewesen wäre. Tatsächlich war Ullrich - nach Aussage von D'hont: mit Doping – über Jahre der Zweitbeste, später der Viertbeste. Hat er weniger gedopt als der Beste? Warum sollte er das getan haben, die Strafe bei Entdeckung wäre ohnehin dieselbe gewesen? Ist er aus genetischen Gründen weniger Doping-empfänglich? Dann hatte er wohl doch nicht die richtigen Radfahrer-Gene. Oder hatte sein Team weniger fähige Doping-Ärzte als andere? dann ist es doch wieder das alte Lied: Nur durch die Dolchstöße der Heimatfront kann ein Deutscher besiegt werden.


 
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Freitag, 20. April 2007

Patalong findet erste Hinweise für eine Schnittstelle zwischen Web und Welt


Eine Stunde nachdem der Name des Amokläufers bekannt wurde, überholte er (Cho Seung-Hui) im Ranking bei Technorati Paris Hilton.

Ja, ist es denn die Möglichkeit? Interessiert sich die Welt etwa mehr für Massenmörder als für berufsblonde Verkehrssünderinnen?

Aber es kommt noch toller: "Eine Prominenz, die um so gespenstischer wirkt, als dass bisher (Stand des Artikels: 17.4.) keine Spuren von dem Koreaner im Web gefunden wurden."

Soll das etwa heißen, man kann für etwas, was man in der Welt außerhalb des Netzes gemacht hat, so berühmt werden, dass das Web erstmalig von einem Kenntnis nimmt und die Tat online bespricht? Das würde ja - aber das ist jetzt wirklich wilde Spekulation - bedeuten, dass es gewissermaßen "Durchlässe " zwischen Außenwelt und Netzwelt gäbe. Ich glaube in letzter Konseqenz müssten sogar Menschen, die vor Erfindung des Internets starben, posthum diese Schwelle überschreiten könnten. Ich will das Vorstellungsvermögen meiner Leser nicht überstrapazieren, aber es wäre sogar vorstellbar, dass ein hartleibiger Offline-Schinken-Schreiber wie Goethe eines fernen Tages mehr Google-Treffer erzielt als Internet-Columbus Frank Patalong. Eine um so absurdere Vorstellung, als (dass) Goethe noch nicht einmal einen Weblog mit Pudelkontent besaß.


 
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Dienstag, 17. April 2007

Meisners Metamorphosen


Wenn gilt, dass Jesus, wäre er 80 Jahre alt geworden, wie Ratzinger ausgesehen hätte, und Ratzinger der Mozart unter den Theologen ist, dann ist die Bergpredigt die kleine Nachtmusik unter den Reden und die Hochzeit von Kanaa die Champagnerarie unter den Wundern. Wenn außerdem Mendelssohn der Mozart des 19. Jahrhunderts ist, dann ist der Mittsommernachtstraum der Korintherbrief unter den Shakespeare-Dramen


 
link me   > Topic: Schiefe Metaphern
 

Freitag, 13. April 2007

rund 300


SpOn berichtet anlässlich einer Comicverfilmung über die erste Schlacht bei den Thermopylen und datiert diese auf „um 480 v. Chr.“ Um? Ich dachte: genau 480 v. Chr. Sollte über dieses Datum Unklarheit bestehen? Die Geschichtsschreibung hatten die Griechen doch schon erfunden und ihre Alphabetisierung dürfte deutlich höher gewesen sein als die von so manchem sozialen Brennpunkt heutiger Tage. Wie kommt dieser Spiegel-Autor darauf, eine der wenigen Jahreszahlen ins Zwielicht des Ungefähren, wenn nicht des Zweifels zu ziehen, die ich auswendig weiß?

Ich schau vorsichtshalber in mein altes Geschichtsbuch: 480 vor; ins Lexikon: 480 vor; ins Speziallexikon: 480 vor. Vielleicht weiß ja Wikipedia über allerneueste Diskussionen unter den Historikern zu berichten: vermutlich um den 11. August 480 vor Chr. Ach so. Dann hat der SpOn-Journalist einfach nur den 11. August gestrichen, so genau kam es ihm ja nicht drauf an.


 
link me   > Topic: Philhellenische Herzensergiessungen
 

Eine Frage der Perspektive


Vor Santorin sinkt ein Kreuzfahrtschiff mit ca. 1600 Menschen an Bord. Zwei Franzosen sterben, alle anderen werden gerettet. SpOn spricht von einer Katastrophe.“

In Bagdad wird ein Terroranschlag auf das Parlament verübt. Sieben Iraker, darunter drei Parlamentarier werden ermordet. Die Tagesthemen sprechen von einer Panne und Blamage für den Sicherheitsdienst.


 
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Mittwoch, 11. April 2007

Die erste ausreden-basierte Internet-Nutzungs-Studie


präsentiert von Spiegel online: Danach vergeuden immer mehr Menschen ihre Zeit bei vollkommen ziellosen Online-Surftouren. Besonders betroffen: Männer. Sie lassen sich stundenlang von Sex- und Pornowebsites berieseln.

Wo auf einmal die ganzen Bilder mit den spermatriefenden Vulven auf unseren Rechner kommen? Weißt Du Liebling, das ist so: Ich geh doch nachts noch häufig ins Internet, um bei ebay eine günstige Eisenbahn für Lukas zu ersteigern, oder um zu recherchieren, welches Pesto die geringsten Pestizid-Rückstände aufweist, und dann lass ich mich manchmal vollkommen ziellos im Internet treiben und auf einmal war ich da auf seiner total ekelhaft frauenfeindlichen Seite. Erst hab ich mich - weil doch mein Tag so anstrengend war - ein bisschen berieseln lassen und dann dachte ich, dass ich zu Dokumentationszwecken ...

Ach komm, die Typen der Umfrage haben mir das neulich auch geglaubt.


 
link me   > Topic: Taeuschungen
 

Sonntag, 1. April 2007

lieber rainer langhans,


dein angebot, mich in deinen harem aufzunehmen, hat mich sehr interessiert, finde ich doch dein seit jahren betriebenes soziales projekt insoweit unterstützenswert, als es der repressiven permissiviät des spätkapitalismus das unverfälschte patriarchat präindustrieller gesellschaftsformen entgegenhält. ich gratuliere dir und allen deinen mitstreitern zu dem erfolg, den ihr der bürgerlichen klassenjustiz jüngst abgerungen habt, indem diese das züchtigungsrecht des ehemannes als konsequez ebensolcher lebenformen ausdrücklich anerkannte. dennoch: die aussicht, nach einer kritischen hinterfragung etwa deines herrschaftsanspruchs, vor meinen geschlechtsgenossinnen - oder soll ich sagen: mitharemsdamen - von dir übers knie gelegt zu werden, erscheint mir auch nach fast 30 jahren intensiver erfahrung mit dem repressionsapparat des bürgerlichen rechtsstaats, kein wirklicher fortschritt.

mit revolutionärem gruss


 
link me   > Topic: Unwahrscheinliches
 

Dienstag, 27. März 2007

Als die Zeit einkaufen ging, Teil 4


Ich bin 29 und mit meiner Liebsten auf einer griechischen Insel. Wir buchen einen Tagesausflug in ein sehenswertes türkisches Städtchen. Mit uns auf dem Schiff lauter Pauschaltouristen, die die paar Stunden in Asien für Schnäppchenjagd nutzen wollen. Das Schiff legt an, die Pauschaltouristen strömen zum billigsten Basar. Nur ein Studenentenpärchen versucht wie wir, sich mittels Stadtplan und Reiseführer einen Überblick darüber zu verschaffen, wo es in dieser Stadt Schönes zu sehen gibt. Wir treten zu ihnen. Es stellt sich sofort das wohlige "Wir vier gegen den doofen Rest" ein. Wir sind uns sympathisch, sondieren die Lage, sondieren gemeinsame Interessen, tauschen informationen. Selbstverständlich duzen wir sie. Und mit der selben Selbstverständlichkeit siezen sie uns zurück.


 
link me   > Topic: Rueckblicke
 

Mittwoch, 21. März 2007

Was ist das Schlimme an Mac-Jobs?


Ein netter Nebeneffekt des absehbar bescheuerten Versuchs, gegen Sprachgebrauch vorzugehen, liegt in den nationalen Unterschieden der Semantik: Im englischen Sprachraum meint "Mc-Job" einen "unstimulierenden, schlecht bezahlten Job mit wenigen Karriereaussichten", im deutschen Sprachraum einen "schlecht bezahlten, ungesicherten Arbeitsplatz". Bei uns achtet selbst der Niedriglohnsektor zuerst auf Sicherheit.


 
link me   > Topic: Uebersetzunguebtersetzung
 

Sonntag, 30. Oktober 2005

Bücher über Sprache


Was meinen Sie, welche sollte man gelesen haben? Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod nicht unbedingt, meine ich, und wer will schon ein Spiegel-Online-Logo im Bücherregal haben? Da lässt man sich besser von Wolf Schneider belehren, hinterher hat man immerhin für eine Weile das Gefühl, dass man jetzt durchblickt.

Eben habe ich bei Amazon *) nach einem Buch von Tucholsky gesucht und bin dabei auch auf Sprache ist eine Waffe gestoßen. Vermutlich geistreicher als Wolf Schneider, außerdem wäre es eventuell interessant zu sehen, ob die unmöglichen Formulierungen von damals mittlerweile als akzeptables Deutsch gelten.

Dann wäre da noch Klemperers Lingua Tertii Imperii speziell über die Sprache der Nazis. Weitere Hinweise?

*) Die Strategen von Amazon sollten mal selbst derartige Bücher lesen. Wer findet die schlimmste Formulierung auf der Amazon-Seite über Schloss Gripsholm?

(Sie können diesen Eintrag gern von der Startseite entfernen, Topic reicht, ich will die Zeit nicht beim Einkaufsbummel stören.)


 
link me   > Topic: Fragen Sie Herrn Phaeake
 

 
online for 8430 Days
last updated: 15.11.13, 08:21
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