Observatorium für Prognosen, irrelevante Fragen und Widersprüche.
 

(West)deutschland, wo es am ärmsten ist


'Großheide, eine der ärmsten Gemeinden Niedersachsens' praktiziert 'äußerste Sparsamkeit', indem es auf ein Schwimmbad verzichtet.

Der Ort hat 8500 Einwohner und liegt "unweit der Küste".


 
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Vorwärts in die Vergangenheit


Dass der ver.di-Ableger convexx.av gerne einen Haustarifvertrag mit ebay abschließen möchte, geht natürlich völlig in Ordnung, das ist die Aufgabe einer Gewerkschaft. Die Methode, Image-Agenturen mit dem Entwurf eines Schlachtplans zu beauftragen, gibt zu Empörung, Kritik an dieser Empörung und Diskussion Anlass.

Meines Erachtens sollten sich die Gewerkschaften - unternehmensdeutsch gesprochen - auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, Tarifverträge abzuschließen und den nötigen Druck mit den hierzu rechtlich vorgesehenen Mitteln zu erzeugen, insbesondere durch (die Drohung mit) Streik. Das wäre gerade bei ebay gut möglich. Wenn es convexx.av gelänge den Organisationsgrad bei den 440 Mitgliedern zu erhöhen (was nicht so schwierig sein sollte, wenn die Arbeitsbedingungen wirklich so katastrophal sind), wäre die Aussicht, den Marktplatz auch nur wenige Tage stillzulegen, ein mächtiges Druckmittel. Sollte es dazu kommen, werden die user von ganz alleine rebellisch und müssen nicht von manipulierten Medien dazu gebracht werden.


 
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Konsum und Gefühl


Der Phaeakische Wanderpokal für die dreisteste Korrelations-Behauptung der Woche geht dieses Mal an Herrn Andreas Lebert (Vater von Benjamin), den Frigitte-Chefredakteur:

Lebert sagt in einem Spiegel Interview: Außerdem sind Frauen die Kompetenteren in Gefühlsdingen.

SPIEGEL (investigativ): Was meinen Sie damit?

Lebert: Frauen beklagen nicht umsonst, dass Männer wenig über Gefühle reden. Ich glaube, dass sie eben oft keine haben. Die Vermutung, hinter ihrem Schweigen verberge sich sehr viel Gefühl, ist leider falsch. Ich habe gelesen, dass 60 Prozent der deutschen Manager nur eine einzige Zeitschrift konsumieren: die "ADAC-Motorwelt". Frauen dagegen geben 1,2 Milliarden Euro für Frauenmagazine aus. Das ist richtig viel Geld.

Es ist für einen Mann immer peinlich, zuzuhören, wie ein anderer Mann die generelle Überlegenheit der Frauen einräumt. Aber hätte Lebert es nicht ein bisschen kürzer machen können, so etwa: "Männer sind geld- und motorgeile Dummbacken, schauen Sie doch mich an."


 
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Gespritzte Lippen? Gespaltene Zunge!


Der Phaeakische Wanderpokal für die verblüffendste Selbstwidersprüchlichkeit der Woche geht dieses Mal an Frau Kamp:

Kamp widersprach Darstellungen, sie habe über ihren Anwalt rechtliche Schritte gegen Sat.1 und gegen den Kollegen Balder eingeleitet. (...) Ihr Management und ihr Anwalt hätten mit Sat.1 (...) lediglich ihre offizielle Stellungnahme zu Balders Kommentaren abgestimmt.

Über ihren Anwalt Christian Schertz hatte Kamp nach eigenen Angaben sowohl beim Sender Pro7 als auch bei der Produktionsfirma Brainpool, welche Raabs Sendung 'TV Total' produziert, Balders anzügliche Aussagen sperren lassen.

Dieser Text beinhaltet keine Stellungnahme zu der Streitfrage, ob Frau Kamps Lippen schönheitschirurgisch verändert wurden. Diese ist mir herzlich egal.


 
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Versuch der Erschütterung des Verdachts, ich sei Henryk M. Broder


Broder schreibt: Benjamin, der auf der Flucht vor den Nazis Selbstmord begangen hatte, Ressentiments gegenüber 'Zigeunern' zu unterstellen, das erschien dem Verleger so absurd wie die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration mit literaturkritischen Aufgaben zu betrauen.

Ich kenne den Benjamin-Text nicht und kann nicht beurteilen, ob der Vorwurf der Behörde, Benjamin widerlege einige Vorurteile, indem er gleichzeitig andere bestätige, zutrifft. Aber warum soll es absurd sein, dass ein von den Nazis verfolgter Jude Ressentiments gegen eine andere, ebenfalls von den Nazis verfolgte Bevölkerungsgruppe hegte - insbesondere zu einer Zeit, als ein Solidarisierungseffekt zwischen den einzelnen Verfolgtengruppen noch gar nicht eintreten konnte? Wäre auch die Behauptung absurd, dass ein später von den Nazis verfolgter Zeuge Jehovas Ressentiments gegen Homosexuelle hegte? Wenn irgendjemand anders so argumentierte, würde ihn Henryk M. Broder nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen.

Im übrigen ist es reichlich übertrieben, lauthals ZENSUR zu brüllen, wenn eine amtliche Stelle die Empfehlung gibt, die Publikation einer ausdrücklich als "Aufklärung für Kinder" titulierte CD einzustellen.


 
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SpOn klaut Goldt


Ausgerechnet dem Bericht über ein Plagiat gibt SpOn eine Überschrift aus der Feder von Max Goldt, nämlich den Liedtitel "Wissenswertes über Erlangen", ohne den Urheber zu erwähnen, was nicht nur diesem gegenüber eine Riesensauerei ist, sondern auch die vermutlich nicht gerade wenigen SpOn-Leser, denen dieser brilliante Text nicht geläufig ist, auf dem Schlauch stehen lässt .

In die Ecke, SpOn!


 
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SpOn erklärt Wirtschaft


Dass Coca-Cola in seinem Wohnzimmer USA überhaupt ein Wachstum vermelden kann, hat der Konzern vor allem der Nachfrage nach dem Energy-Drink Powerade und dem Mineralwasser Dasani zu verdanken. Hinter Dasani verbirgt sich schlichtes Leitungswasser aus dem britischen Örtchen Sidcup, das nach Angaben von Coca-Cola einen 'ausgeklügelten Reinigungsprozess' durchlaufen habe.

Das hört sich so an, als würden die in den USA verkauften Flaschen in Sidcup befüllt.


 
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SpOn provoziert


SpOn überschreibt einen Artikel über den Einfluss von Kreationisten auf die US-Lehrpläne: Schulverbot für Darwin: Gott schuf die Erde, und sie ward eine Scheibe Wenn das so weiter geht, freue ich mich schon auf die Schlagzeile:

Hausverbot für Einstein: Die Kinder bringt der Klapperstorch.


 
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Der kleine Sixtus B. alias phaeake dementiert:


Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die weder Geschlechtsverkehr mit D. Beckham noch mit dessen "angeblichen Ex-Gespielinnen" hatten.

Auf die Frage eines der 129 erschienenen Journalisten, wer solche Behauptungen denn in die Welt gesetzt habe, erklärte Sixtus B., dass er vor zwei Monaten Spiegel Online öffentlich die Verwendung von Possesivpronomina erklärt habe. Nun vermelde dieses Organ: Ein Sprecher des Hostessen-Service bestätigte der britischen Boulevardzeitung 'Sun', dass (sc. die Hostess) M. 2001 mehrere vermögende Kunden auf ihre Hotelzimmer begleitet habe. Da nicht anzunehmen sei, dass eine einzelne Hostess gleich mehrere Hotelzimmer anmiete, so aber der Satz nach den Regeln der Grammatik verstanden werden müsse, ergebe sich der zwingende Schluss, dass Spiegel online auf diese subtile Art andeuten wolle, zu M.s Kunden habe auch der (sprach)vermögende kleine Sixtus B. gehört.


 
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Dass nun ausgerechnet der Produzent von Milli Vanilli


Bohlen vorwirft, dass dieser nicht singt, sondern singen lässt, entbehrt nicht einer feinen Ironie.


 
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Justiz-Skandal: Angeklagter sagt was zu seiner Verteidigung


SpOn über einen 'Eklat im Dutroux-Prozess': "Weil der Angeklagte sich immer wieder zu Wort melden darf, verließen die anwesenden Opfer und ihre Angehörigen demonstrativ den Gerichtssaal. (...) Der Vater eines anderen getöteten Mädchens, Paul Marchal, protestierte gegen die vielen Wortmeldungen Dutrouxs: 'Fragen sind in Ordnung, aber seine Kommentare nerven mich'. "

Es findet sich nicht die leiseste Distanzierung von dieser Haltung. Ich warte darauf, dass SpOn fragt:" Wozu überhaupt einen Prozess? Jeder weiß, dass die Bestie schuldig ist. Ein Strick, ein Baum und ein wackeliger Stuhl würden dem Staat viel Geld und den Angehörigen diese Zumutungen ersparen."


 
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Was waren noch mal gleich Kadetten?


SpOn mal wieder: Noch heute verlangen einige ältere GPS-Systeme - streng wie preußische Kadetten -, sich bitte schön mit einem Marschtempo von mindestens fünf Kilometern pro Stunde durch die Straßen zu bewegen, weil andernfalls die eingeschlagene Richtung nicht erfasst werden könne.

Jaja, auf einer Kadettenanstalt ging es schon ziemlich streng zu, das haben wir richtig herbeiassoziiert. Allerdings lag das weniger an den Kadetten, diesen oft erst 10jährigen Jungen, die zu Offizieren gedrillt wurden, sondern eher an deren Vorgesetzten und Ausbildern. Wenn also irgendjemand im preußischen Militär nicht bestimmen durfte, wie schnell marschiert wurde, waren es die Kadetten (natürlich neben vielen anderen).


 
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Spon erklärt Werbung


Spon mal wieder:

... Anni Friesinger, 27, die im inszenierten Gezerre die dralle Verführerin gibt. Sie hat elf Werbepartner, tritt unter anderem für eine Autofirma auf, für Sonnenbrillen und Lutschbonbons.

Die eher kühle Claudia Pechstein, 32, muss die freche Karrierefrau mimen; sie wirbt für junge Mode, Autos, Haarpflegemittel und alkoholfreien Sekt

So geht also Werbung, je nach dem zu bewerbenden Produkt muss man sich komplett andere Typen aussuchen.


 
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Niederschmetternd: Spon-Redakteure wissen nun aber auch gar nichts.


Zur Zeiten der großen Rezession wäre der Geldschein im Gegenwert von einer Million vielleicht nicht weiter aufgefallen. Doch die Rezession fand vor 80 Jahren in Deutschland statt - und diese Geschichte spielt in der Gegenwart, in Covington, Georgia: So fiel Regina Pike mit ihrem Eine-Million-Dollar-Schein sehr wohl auf - und wurde verhaftet.

Liebe Kinder! Das eine war die Inflation, Anfang der 1920er Jahre in Deutschland - das mit den hohen Zahlen auf den Geldscheinen.

Das andere war die große Rezession, Ende der 1920er Jahre, wegen ihrer weltweiten Verbreitung auch Weltwirtschaftskrise genannt - das mit den vielen Arbeitslosen, wo danach Hitler kam.

Außer dass beide Ereignisse die Wirtschaft betrafen und in den 1920er Jahren stattfanden, haben sie nicht besonders viel miteinander zu tun. Für die Konjunktur hat sich zB die Inflation gar nicht mal so schlecht ausgewirkt, weil die Leute alles Geld immer sofort ausgegeben haben.


 
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Erleichternd: Niederländische und österreichische Journalisten können auch nichts.


Aus der Presseschau von Spiegel online zur Bundespräsidentenfrage:

"De Telegraaf" (Niederlande): "Der starre und konservative Wolfgang Schäuble war auch nach Ansicht der FDP zu sehr in die illegale Parteienfinanzierung verstrickt, die Ende der neunziger Jahre Bundeskanzler Helmut Kohl den Kopf kostete."

Jaja, so war das 1998. Helmut Kohl wendet sich an das Volk: "Ich habe Spenden gesammelt, die nirgendwo verbucht wurden, und trete darum von meinem Amt als Bundeskanzler zurück. Nachfolger wird der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder, dem ich Ende dieses Jahres ohnehin das Amt übergeben hätte, wie es vertraglich zwischen uns ausgehandelt war."

Der Standard" (Österreich): "Er (Horst Köhler, Anm. phaeake) war jahrelang der loyale Beamte in der zweiten Reihe, der Bundeskanzlern und Ministern ihre Reden schrieb und bei schwierigen internationalen Verhandlungen beistand."

Der Mann war beamteter Staatssekretär in einem der wichtigsten Ministerien. Zu dessen Aufgaben gehört es nicht, Reden für den Minister zu schreiben. Auch der Beistand, den er den Ministern bei internationalen Verhandlungen zu leisten hatte, hört sich verdammt nach Kaffekochen und Taschetragen an. Nur weil es Sekretär heißt, müsst Ihr österreichischen Schreiberlinge nicht an Eure Tipsen denken. Alles was nicht Geheimrat heißt, haltet ihr für subaltern.


 
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Antisemitismus, Bibeltreue


Ich zappe in eine österreichische Kultursendung über Mel Gibsons "The passion of the Christ".(auch bei Spon ständig Thema). (Warum hat er eigentlich nicht diesen Titel ins Aramäische, Griechische oder wenigstens Lateinische übertragen?) Der Moderator fragt eine Frau, deren Qualifikation mir unbekannt blieb, was denn dran sei an den Antisemitismusvorwürfen: Naja, das mit Judas sei schon ein bisschen übertrieben dargestellt, da sehe man Teufel, damit auch gar kein Zweifel daran bliebe, dass er in der Hölle lande. Aber sonst habe sich Gibson schon an die Bibel gehalten.

Das sind eine ganze Reihe von Fehlern. Der implizite Vorwurf, Gibson habe sich mit der Darstellung der Höllenfahrt von Judas nicht an die Bibel gehalten, ist nicht gerechtfertigt. Im Johannes-Evangelium behauptet Jesus, dass unter den Zwölfen ein Teufel sei und damit ist offensichtlich Judas gemeint.

Ich halte es auch für Quatsch, in einer negativen Darstellung von Judas Antisemitismus zu sehen. Wenn man an den Verrat von Jesus durch Judas glaubt, wie er in der Bibel beschrieben ist, darf man m.E. auch davon ausgehen, dass Judas in der Hölle schmort, ohne Antisemit zu sein (Vgl. auch hier).

Als antisemitisch könnte man die (unter historischen Gesichtspunkten mehr als wackelige) Darstellung bezeichnen, dass an der Hinrichtung Jesu zu 90 Prozent die jüdischen Hohepriester schuldig sind und man den Römern allenfalls vorwerfen könne, sich dem jüdischen Establishment als (sogar eher unwillige) Vollstrecker zur Verfügung gestellt haben. Diese Darstellung ist im Großen und Ganzen die Sichtweise der vier Evangelien. Daher ist es daneben, Gibson mit einem "Ansonsten hat er sich an die Bibel gehalten" vom Vorwurf des Antisemitismus freizusprechen. Man sollte eher sagen: Gibson hat das Evangelium (welches eigentlich?) oder einen Mix aus allen vier Evangelien detailgenau verfilmt, daher ist sein Film so antisemitisch, wie eben die Evangelien sind.

Lupenreiner Antisemitismus ist es aber, immer von der Schuld "der Juden" am Tode Jesu zu sprechen. Selbst wenn Kaiphas und seine Kollegen und meinetwegen noch der jüdische Mob im Jahre 30 n.Chr. in Jerusalem Jesus auf dem Gewissen hätten, wären das doch nicht "die Juden". Da meines Wissens in Gibsons Film keine anderen Juden außer den genannten und natürlich Jesus und die Apostel vorkommen, halte ich schon die vergröbernde Darstellung, der Film wärme erneut die These von der Schuld der Juden auf, für zumindest latent antisemitisch.


 
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Quelle: <%link to="http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,grossbild-326775-287192,00.html" text="Spiegel online"%> 
<br/><br/>
Bildunterschrift: Regisseur Gibson (mit Jesus-Darsteller Jim Caviezel, l., am Set von &quot;The Passion&quot;): Die Schlammschlacht ist eröffnet.

Quelle: Spiegel online Bildunterschrift: Regisseur Gibson (mit Jesus-Darsteller Jim Caviezel, l., am Set von "The Passion"): Die Schlammschlacht ist eröffnet.

Gut zu wissen, dass der Jesus-Darsteller links steht. Das Schlammfassen muss der Herr rechts noch ein bisschen üben.


 
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Der kleine Beckmesser: Lerne Deutsch anhand von Spiegel-online-Fehlern


Einer Anregung von Andrea folgend, nehmen wir heute das Possessivpronomen und die Zeitenfolge durch.

Was lesen wir denn da im Aufsatz, den der kleine Spon abgeliefert hat. Ja, da wird er ganz unruhig, hier in der ersten Reihe. Er schreibt also:



"Nachbarn hatten beobachtet, wie ein Mann das vor seinem Elternhaus im westfranzösischen Jarnac spielende Kind mit Gewalt in den Kofferraum seines Autos gezwungen hatte."



Wollte er denn wirklich sagen, dass das Kind vor dem Elternhaus des Täters gespielt hat? Denn der Mann ist Subjekt des Nebensatzes und daher Eigentümer des Elternhauses wie des ebenfalls mit einem Possessivpronomen bedachten Autos. Wenn aber - wie wohl eher anzunehmen - das Elternhaus des Kindes gemeint ist, müsste man schreiben:



"Nachbarn hatten beobachtet, wie ein Mann das vor dessen Elternhaus im westfranzösischen Jarnac spielende Kind mit Gewalt in den Kofferraum seines Autos gezwungen hatte."



Ganz eindeutig wäre das immer noch nicht, denn es könnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich das "dessen" auf den Mann bezieht. Wenn man es mit einem Possessivpronomen eindeutig lösen wollte, könnte man zwei Nebensätze ineinander schachteln:



"Nachbarn hatten beobachtet, wie ein Mann ein Kind, das vor seinem Elternhaus im westfranzösischen Jarnac spielte, mit Gewalt in den Kofferraum seines Autos gezwungen hatte."



Zugegebenermaßen ist diese Lösung nicht besonders schön, weil jetzt das "sein" vor "Auto" auf das Subjekt des Nebensatzes erster Ordnung verweist, nämlich den Mann, während sich das Kind als Subjekt des Nebensatzes zweiter Ordnung und das auf dieses verweisende Possessivpronomen zwischen die beiden drängen.



Lieber Spon, könnte man nicht einfach schreiben:



"Nachbarn hatten beobachtet, wie ein Mann im westfranzösischen Jarnac das vor dem Elternhaus spielende Kind mit Gewalt in den Kofferraum seines Autos gezwungen hatte."



Damit hätte man sich ein Possessivpronomen gespart, und irgendwie wird der Leser schon verstehen, dass sich das Elternhaus auf das in der Nähe befindliche Kind bezieht. Und um größtmögliche Nähe herzustellen, habe ich Dein westfranzösisches Kaff vorgezogen.



So, jetzt hätten wir das mit den Pronomina so eingermaßen. Und wie ist das mit der Zeitenfolge, der consecutio temporum? Die Nachbarn beobachten doch den Täter, während dieser das Kind in den Kofferraum zwingt. Es liegt also Gleichzeitigkeit vor. Und das Verb steht in einer Vergangenheitsform, genauer gesagt - aber das spielt eigentlich gar keine Rolle: dem Plusquamperfekt. Dann muss der Nebensatz im - richtig, "Die Zeit", ja du weißt so etwas - Imperfekt stehen. Also lautet der Satz, den der kleine Spon heute nachmittag hundert Mal in Schönschrift schreiben muss:



"Nachbarn hatten beobachtet, wie ein Mann im westfranzösischen Jarnac das vor dem Elternhaus spielende Kind mit Gewalt in den Kofferraum seines Autos zwang.


 
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Das Ephialtes-Event


wäre ein noch möglicher Titel für die Sendung, die Judas-Show (oder aber Judas-Game?) heißen sollte, aber nicht durfte. Aus der Begründung der Bayerische Landeszentrale für neue Medien: 'Im historischen Kontext, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, wurde der Name 'Judas' über den Inbegriff des Lügners und Verräters hinaus mit dem Bild 'des Juden' gleich gesetzt.'

Ich finde es gefährlich, mit der nationalsozialistischen Verwendung des Namen "Judas" gegen sein Auftauchen im Titel einer Fernsehsendung zu argumentieren. Für die Nationalsozialisten stellte "Esther" auch den Inbegriff einer mordenden Dirne dar, dürfte man diesen Namen jetzt auch nicht mehr gebrauchen? Der Vorgang erinnert mich ein bisschen an die Ersetzung des Begriffs "Jude" durch "jüdischer Mitbürger" aus Angst, an "Jude" klebte noch zu viel Ressentiment. Gegen die Umschreibung "jüdischer Mitbürger" hat sich übrigens schon Galinski m.E. völlig zu Recht gewandt.

Völlig inakzeptabel aber ist die erfolgte Umbenennung in 'J-Show'. Wenn irgendetwas die Gleichsetzung Judas mit "dem Juden" nahelegt, dann diese Abkürzung. Das ganze erhält zudem so etwas verschwörerisches, wie die K-Frage oder das L-Wort (republikanisch für "liberal") so als wäre Judas - oder eben doch "Jude" - ein unaussprechliches Schimpfwort.

Instinktlos sei die Wahl des Show-Namens gewesen, sagt Charlotte Knobloch. Das ist sicher richtig. Der Verrat des Juden Judas an dem Juden Jesus und seinen jüdischen Anhängern ist vermutlich emotional zu aufgeladen, als dass man im Titel einer Unterhaltungssendung auf ihn anspielen sollte. Hätte das nicht als Begründung ausgereicht und den Rekurs auf Nazi-Sprachgebrauch überflüssig gemacht?


 
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last updated: 15.11.13, 08:21
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