Observatorium für Prognosen, irrelevante Fragen und Widersprüche.
 

Power of positive thinking


Als vor 5 Jahren die CSU mit über 17 Prozentpunkten Verlust die absolute Mehrheit verlor und gezwungen war, mit der FDP zu koalieren, bewertete ein Mitglied der SPD, die auch noch kleine Verluste hinzunehmen hatte, dies als den politisch schönsten Tag seines Lebens.

Jetzt haben wir wieder den Status quo ante 2008: Die CSU regiert mit absoluter Mehrheit, die FDP fliegt aus dem Landtag und die SPD freut sich, dass Schwarz-gelb gescheitert ist. Ich sage jetzt mal bis zum Beweis des Gegenteils: Damit ist die bayerische SPD die einzige Oppositionspartei die zwei Mal in Folge Regierungswechsel gutheißt, an denen sie nicht beteiligt ist.


 
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Prognosenrückblick


Der Kutter hat nicht nur gut prognostiziert und eine schöne Prognosenbewertung, sondern überhaupt ziemlich Kluges zum Phallus-Sieg geschrieben.


 
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Höhepunkte der Peinlichkeit


Jürgen Domian und seine Sendung schätze ich wirklich. Es tat mir daher physisch weh, als er sich in der Nacht vom 13. auf den 14. September mit einer 58-jähriger Karmeliterin unterhielt und dabei "etwas komplett Indiskretes" fragte: "Darf man - oder hast du früher - oder später auch - masturbiert? Darf man das?"

Kann es wirklich sein, dass der zu Religionsfragen gern eingeladene Talkshowgast Domian nicht weiß, dass die katholische Kirche die Selbstbefriedigung verdammt?

Die Antwort der Karmeliterin war bewundernswert gelassen - aber auch ihr war das Peinigende der Situation anzumerken: Sie sei sich nicht sicher, ob man das dürfe.

Domian - nachhakend: "Hast du es gemacht?" - "Nein, eigentlich nicht so."

Wenigstens fragte er nicht nach, was hier "eigentlich" bedeute.


 
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Die Verteidigung des Wulffs und die Auferstehung des Fleischhauers


sind beide - und das ist das Faszinierendste - nicht nur völlig losgelöst von der Faktenlage, sondern auch noch von jeglichem, sogar dem ureigensten, Klischee.

Ein Journalist macht mit einem Politiker zusammen ein Buch; das Honorar darf er allein behalten, so ist es mit dem Verlag vereinbart. Dann gerät der Politiker, der inzwischen zum Bundespräsidenten aufgestiegen ist, in Schwierigkeiten. In der Zeitung, in der der Journalist als Kolumnist arbeitet, erscheint ein großer Artikel darüber, dass ein bekannter Finanzunternehmer 40.000 Euro für Anzeigen ausgegeben hat, um das Buch zu einem Erfolg zu machen. Der Journalist erklärt darauf, dass er von diesen Anzeigen zum ersten Mal durch die Recherchen seiner eigenen Zeitung erfahren habe. Natürlich ist er entsetzt. Der Politiker sagt das Gleiche: Aber was im Fall des Journalisten für bare Münze genommen wird, gilt bei seinem Mitautor als billige Ausflucht, die nur den Verdacht nährt, er wolle etwas verbergen.

Aha. Man nimmt also für bare Münze, was ein Bildzeitungsjournalist sagt. Im so linksgewirkten Deutschland, in dem jeder Konservative damit rechnen muss, jederzeit einem Progrom zum Opfer zu fallen.

Fleischauer, Sie sind doch angeblich in so einem furchtbar linkem Milieu groß geworden. Wussten Sie nicht spätestens ab dem zehnten Lebensjahr, dass man der Springerpresse nicht trauen darf? Mein Sozialbiotop war deutlich weniger links, und wir wussten das alle.

Ansonsten herzlichen Glückwünsche an alle, die den Anteil der Affären an der Weihnachtsansprache zutreffend mit Null angaben.

Was die Berichterstattung über die Gerüchte von Frau Wulffs Vorleben angeht, fand ich Harald Schmidt letzte Sendung vor der Weihncahtspause bemerkenswert: "Welche Strupfhose meine Frau trägt ist Viktoria's Secret."

Es bleibt spannend.


 
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Rückschlag im Rückblick


Eigentlich lag das Observatorium in der Causa Guttenberg ja ganz gut. Selbst dem Herrn Zitterwolf, der noch darauf gewettet hatte, dass Guttenberg alles unbeschadet übersteht, gelang ein bemerkenswerter Coup, als er die Gründung der 35. konservativen Protestpartei durch den Baron prognostizierte.

Umso bedauerlicher, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache bei ihrer Verbalisierung des Jahresrückblicks sich keinem meiner zehn Vorschläge angeschlossen hat. „Guttenbergen“ für „abschreiben“ ist sowohl beim „Wort des Jahres“ als auch beim „Jugendwort des Jahres“ auf den Plätzen gelandet. O je. Hat das wirklich schon jemand gesagt? Anlass hätte es ja genug gegeben: „Habt ihr schon gehört? Koch-Mehrin soll geguttenbergt haben.“ – „Ist doch bekannt, aber angeblich hat auch Mathiopoulos gechatzimarkakist“. Gerade weil im Verlauf des Jahres immer mehr Titel purzelten, hätte ich auf ein Wort aus dem Umkreis „Plagiatejäger“, „Guttenplag Wiki“ etc getippt – wohl gemerkt aus politischer Sicht, sprachlich ist das alles nicht so dolle.

Aus linguistischer Sicht kommentiert der Sprachlog die Kür des Siegers „Stresstest“.


 
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Auflösung des Bildungsquiz. Die Besucher des Observatoriums sind fäkal-sexuell nur bei Ausflügen in die jüngere Literatur sattelfest.


Was hatte ich mir nicht für ein Mühe mit meinem ganz schön frivolen Pisa-Test gegeben. Hier die ernüchternden Ergebnisse.

Sowohl für die Aufgabe 1 als auch für Aufgabe 2 ist die Antwort Heinrich Heine

[...] Freund ich hab dir zugehört, 
Und du hast mir gut erklärt, 
Wie zum weisesten Behuf 
 Gott den Menschen zwiefach schuf 
 Augen, Ohren, Arm’ und Bein’, 
 Während er ihm gab nur ein 
 Exemplar von Nas und Mund – 
Doch nun sage mir den Grund: 
 Gott, der Schöpfer der Natur, 
 Warum schuf er einfach nur 
 Das skabröse Requisit, 
 Das der Mann gebraucht, damit 
 Er fortpflanze seine Rasse 
 Und zugleich sein Wasser lasse? 
 Teurer Freund, ein Duplikat 
 Wäre wahrlich hier vonnöten, 
 Um Funktionen zu vertreten, 
 Die so wichtig für den Staat 
 Wie fürs Individuum, 
 Kurz fürs ganze Publikum. 
 Zwei Funktionen, die so greulich 
 Und so schimpflich und abscheulich 
Miteinander kontrastieren 
 Und die Menschheit sehr blamieren. 
Eine Jungfrau von Gemüt 
 Muß sich schämen, wenn sie sieht, 
 Wie ihr höchstes Ideal 
 Wird entweiht so trivial! 
 Wie der Hochaltar der Minne 
 Wird zur ganz gemeinen Rinne! 
 Psyche schaudert, denn der kleine 
Gott Amur der Finsternis, 
 Er verwandelt sich beim Scheine 
 ihrer Lamp – in Mankepiß.

Also Teutolinde sprach, Und ich sagte ihr: Gemach! 
 Unklug wie die Weiber sind, 
 Du verstehst nicht, liebes Kind, 
 Gottes Nützlichkeitssystem, 
 Sein Ökonomie-Problem 
 Ist, dass wechselnd die Maschinen 
 Jeglichem Bedürfnis dienen, 
 Den profanen wie dem heilgen, 
 Den pikanten wie langweilgen, – Alles wird simplifiziert; 
 Klug ist alles kombiniert: 
 Was dem Menschen dient zum Seichen, 
Damit schafft er seinesgleichen. [...]

Das ganze Gedicht ist noch etwas länger, trägt offiziell keinen Titel, wird machmal mit „Zur Teleologie“ überschrieben und findet sich auch unter meister.igl.uni-freiburg.de

Das hatte für Aufgabe 1 keiner richtig. Vielmehr tippten alle auf Lichtenberg. Für Aufgabe 2 wusste es immerhin einer.

Aufgabe 3 Die richtige Antwort ist: Georg Christoph Lichtenberg

Das ist eine schöne Ehre die die Frauenzimmer haben, die einen halben Zoll vom Arsch abliegt.“ [Sudelbücher J 100]

Auf die richtige Antwort kam wieder keiner. Die falschen Antworten verteilten sich hälftig auf Heine und Roche.

Aufgabe 4 Richtig natürlich: Charlotte Roche (Schoßgebete, S. 102). Immerhin das wussten zwei Drittel der Quizteilnehmer.

Was lernen wir daraus? Lest mehr Klassiker, die sind auch schön versaut!


 
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Ihr seid Luther, ihr deutschen Katholiken!


Frau Irene vom Kompetenzteam verdanke ich den Hinweis auf eine ergiebige Diskussion zum Ratzinger-Besuch im ZDF-Nachtstudie.

Misslungen ist allerdings der Eingangstrailer, der wieder einmal den falschen Eindruck erweckt, es sei eine spezifisch katholische Vorstellung, dass beim Abendmahl wirklich der Leib Christi (und nicht etwa nur eine Hostie) an die Gläubigen verteilt würde. Das ist aber auch die Auffassung Luthers. Als Zwingli und Calvin anderes behaupteten, nämlich, dass das Brot nur ein Symbol für den Leib Christi sei, erklärte Luther, dass ihn von diesen mehr trenne als vom Papst.

Dann aber wird munter diskutiert. Arnd Brummer, der als Erwachsener (übrigens wie ich) vom Katholizismus zum Protestantismus konvertiert ist, behauptet und begründet, dass 90 Prozent der deutschen Katholiken ihren Glauben wie Protestanten leben würden und beispielsweise eigene Enscheidungen treffen, wo die römisch-katholische Kirche Alternativlosigkeit sieht. Keiner widerspricht, nicht die Linkskatholikin Süßmuth, nicht der Papstbiograph und -verehrer Andreas Englisch, der auf 700 Seiten nachgewiesen hat dass auch der amtierende Papst in die Geschichte eingehen wird (diese Prognose hätte ich auch mit weniger Begründungsaufwand abgegeben), nicht der Religionssoziologe Pollack und natürlich nicht der Freigeist Andreas Altmann, der die Protestanten nicht kennt, aber mag.

Ist das nicht ein Grund für die große Papstbegeisterung: dass das Papsttum das einzige ist, was die deutschen Katholiken noch vom Protestantismus unterscheidet?

Englisch, der seit 1987 in Rom lebt, blamiert sich dann noch mit der falschen Aussage "Es gibt in den ersten 1000 Jahren der Darstellung der Christen gar keine Kreuze (...) Wenn Sie mal nach Rom kommen, können Sie es sich angucken." Lieber Herr Englisch, haben Sie in Ihren 24 Jahren in Rom schon einmal die Kirche Santa Sabina besucht? An der Tür befindet sich die älteste erhaltene Darstellung der Kreuzigung - aus dem Jahre 432.


 
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Prophezeiungen a tergo


Wenn ich zur Eröffnung dieses Blogs, also irgendwann 2004 prophezeit hätte:

Sehr bald schon werden in deutschen Zeitungen Sätze zu lesen sein wie "Du hast einen ziemlich geilen Arsch, und das weißt du auch." Und sie werden nicht in den Sankt-Pauli-Nachrichten stehen, sondern im ZEITmagazin und dort nicht in wörtlicher Rede in einem Bericht über sexuell verwahrloste Jugendliche, sondern in einem Interview des Literaturressorts, und nicht etwa wird der Skandalautor die Zeitjournalistin so anmachen, sondern die Zeitjournalistin die Skandalautorin. Und die Skandalautorin wird wenig später antworten: "Rein? Bist du bekloppt? Nein!" und die entsprechende Frage wird nicht gelautet haben "Willst Du wirklich behaupten, dass Lyrik heute nur reine Reime verwenden darf?" sondern "Du selbst hast dir nie einen Duschkopf zwischen die Beine geschoben?" ,

dann, ja dann hätte ich seit ein paar Wochen, Grund zu triumphieren.

Übrigens: Sich vorzustellen, dass den Propheten zur Strafe dafür, dass sie ständig in die Zukunft statt in die Vergangenheit schauten, im Jenseits der Kopf umgedreht auf den Rumpf gesetzt wird, ist das eine. Sich dann auszumalen, wie die Tränen, welche die unglücklichen Propheten darüber vergießen, durch die Gesäßfalte rinnen, ist das andere. Letzteres klingt nach Roche, ist aber - wie das erste - auch Dante.


 
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Apropos FDP


am 13. Februar, lange vor der Havarie von Fukushima I und der Resolution 1973, lobte ich die FDP dafür, dass ihr ihre eigene Unbeliebtheit egal sei. Wenn sie doch nur deswegen unbeliebt wären, weil sie die richtigen Entscheidungen träfen!

Das ist mit dem teilweise Eintreten für einen schnellen Ausstieg und mit der Enthaltung im Sicherheitsrat so ein bisschen wahr geworden.


 
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Der rote Knopf klemmt.


Nicht sehr glaubhaft, was anlässlich der 30. Jahrestages des Attentats auf Ronald Reagan berichtet wird:

Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass die Code-Karte zum Atomkoffer spurlos verschwunden ist. Selbst nachdem sich ihr Verbleib durch den Anruf des FBI klärt, gibt die Ermittlungsbehörde sie erst zwei Wochen später ans Weiße Haus zurück. So lange bleiben die USA außerstande, sich gegen einen Atomschlag zu verteidigen.

Was wäre denn passiert, wenn der Attentäter die Codekarte getroffen hätte? Wäre dann ein Atomschlag der USA für alle Zeit unmöglich geworden? Wie gut, dass das damals nicht bekannt war, sonst hätte es noch ein paar Attentate mehr gegeben.


 
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Als die Zeit einkaufen ging, Teil 4


Ich bin 29 und mit meiner Liebsten auf einer griechischen Insel. Wir buchen einen Tagesausflug in ein sehenswertes türkisches Städtchen. Mit uns auf dem Schiff lauter Pauschaltouristen, die die paar Stunden in Asien für Schnäppchenjagd nutzen wollen. Das Schiff legt an, die Pauschaltouristen strömen zum billigsten Basar. Nur ein Studenentenpärchen versucht wie wir, sich mittels Stadtplan und Reiseführer einen Überblick darüber zu verschaffen, wo es in dieser Stadt Schönes zu sehen gibt. Wir treten zu ihnen. Es stellt sich sofort das wohlige "Wir vier gegen den doofen Rest" ein. Wir sind uns sympathisch, sondieren die Lage, sondieren gemeinsame Interessen, tauschen informationen. Selbstverständlich duzen wir sie. Und mit der selben Selbstverständlichkeit siezen sie uns zurück.


 
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Als die Zeit einkaufen ging, Teil 3


Ich bin 24 und unterhalte mich mit einer etwas früh entwickelten 12jährigen. Sie nennt ihr chinesisches Sternzeichen. Ich widerspreche: Das könne unmöglich sein, weil das mein Sternzeichen sei. In dem Moment, da bei mir endlich der Groschen fällt, kreuzen sich höchst unterschiedliche Empfindungen: Scham über meine Begriffstutzigkeit und Realitätsverlust. Hoffnung, dass sie nicht kapiert, weshalb ich so von ihrem Irrtum überzeugt war. Bewunderung für ihre üppigen Brüste, die ich währenddessen in völlig unangemessener Weise anstarre. Ja, ich wünsche mir, in ihrem Dekolleté zu versinken, das mir als mildernder Umstand und Tröstung erscheint.


 
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Als die Zeit einkaufen ging, Teil 2


Stich besiegt Becker in Wimbledon. Vater Stich (von dem man später übrigens wohltuend wenig hörte) springt auf und zückt die Videokamera. Der Reporter weist mit sich überschlagender Stimme darauf hin, dass Beckers erster Wimbledon-Sieg von dessen Vater noch mit einer Pocket-Kleinbildkamera festgehalten wurde.


 
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Als die Zeit einkaufen ging, Teil 1


Ich bin 12 und denke, dass, wenn das Dritte Reich mit meiner Geburt begonnen hätte, es nun vorbei, ich somit aus dem Schneider wäre. Da es aber so nicht gekommen ist, überlege ich, was wäre wenn es heute begänne: Dann wäre ich pünktlich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 18 Jahre alt, wäre also zu alt, um hoffen zu dürfen ungeschoren aus dem Schlamassel wieder rauszukommen.


 
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Absolvo te, Zwo JP


Sehr geehrter Herr Woitila, bereits im Jahr 1979 baten Sie mich, wie ich leider erst jetzt erfahren habe, Ihnen zu vergeben. Da ich des öfteren den lieben Gott gebeten habe, mir so zu verzeihen, wie ich selber Sünder losspreche, komme ich Ihrer Bitte gerne nach.

Sicher vergeben Ihnen außer mir noch Milliarden anderer Menschen, nachdem schon Millionen viel größere Mühen auf sich genommen, als es die Erteilung einer Absolution darstellt. Daher habe ich mir einige Gedanken gemacht, von welcher Schuld ich Sie befreien könnte. Denn bestimmt ist es nicht besonders sinnvoll, wenn ich Ihnen Ihre Versäumnisse bei der Gleichberechtigung der Frau, Ihre Ausgrenzungen der Homosexuellen und ihre Verweigerung der Anerkennung der anderen christlichen Kirchen vergebe, weil dies schon Heerscharen total engagierter Katholikinnen, schwuler Kleriker und ökumenisch bewegten Protestanten tun.

Deswegen habe ich mir ausgedacht, Ihnen Ihre heidnischen Anwandlungen zu vergeben, mit denen Sie die christliche Praxis anzureichern beliebten: Vorneweg diesen Kuss der Erdmutter Gaia: reinstes Heidentum, dazu noch vorklassisches. Die Heiligenverehrung war Ihnen in der überbrachten katholischen Form offenbar noch nicht polytheistisch genug. Sie gaben den Heiligen noch für jeden Verehrungsort eine besondere Identität: die Heilige Jungfrau von Fatima war Ihnen doch ein bisschen eine andere als die von Lourdes, so wie der nemeische Zeus sich ein bisschen vom olympischen unterscheidet. All die Prunksucht, auch das Jahrzehnte im Voraus angestimmte Lamentieren über den Tod, als erwarteten Sie doch eher das Schattenreich des Hades denn die Auferstehung.

Den überzeugendsten Beweis, dass mit Ihnen auch ein alter Heide von uns ging, ist aber gar nicht Ihre Sünde. Den lieferte heute vielmehr die Plebs auf dem Petersplatz. Minutenlanges Klatschen, Jubeln und Fahnenschwingen im Angesicht Ihres Todes. Wer hatte eigentlich die aus den Fußballstadien bekannten Presslufttröten vergessen? "Applaudiert mir, wenn ich meine Rolle gut gespielt habe, soll Kaiser Octavian gesagt haben." Der Satz könnte von jedem stammen, der an ein Weiterleben im Nachruhm glaubt, nicht aber von jemandem, der die Gnade Gottes glaubt nötig zu haben.

Alle diese Sünden vergebe ich Ihnen. Gehen Sie hin und sündigen Sie nicht mehr!


 
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Die Heimkehr Haralds und die Prognose des Phäaken


"Ich prognostiziere, dass Harald Schmidt 4 Mal pro Woche eine 45 Minuten-Show des WDR für das ARD-Hauptprogramm übernehmen wird. Es wird im Großen und Ganzen die Harald-Schmidt-Show sein, aber doch einige charakteristische Änderungen aufweisen, damit es nicht so auissieht, als übernähme der WDR abgenudelte Sat.1-Formate. Andrack und die Helmut-Zerlett-Band werden nicht dabei sein. Die Gerster-Uhr wird nicht in der ersten Sendung als am 24. Januar gestoppt zu sehen sein. Dennoch wird der Umstand, dass seit der letzten HSS Gerster gehen musste, kurz angesprochen werden."

So ganz schlecht war ich nicht, so ganz gut auch nicht.


 
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Jesus von Hartzareth


Herr seewolf machte mich auf den Leipziger Pfarrer aufmerksam, der für sich eine absolute Meinungs- und Demonstrationsfreiheit einfordert ("nichts darf reglementiert werden"), aber einen Satz vorher auf die Frage "Aber wozu Montagsgebete gegen Hartz IV?" die Frankfurter Rundschau anblafft: "Falsch, es gibt nur Gebete für etwas, deshalb heißen sie Fürbitten und nicht 'Gegenbitten'".

Immerhin wissen wir jetzt, warum das Gebet "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber" nicht erhört werden konnte. Verstoß gegen § 1 der Fürbittenverordnung.


 
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Beckhams Elfer und Phäakes Prognosen II


Ich prognostizierte: Die Kahnschraube patzt ordentlich bei der EM und tritt dann als Nationaltorwart ab.

Bin ja nicht so der Fußball-Fachmann. War nicht zumindest der reingelassene tschechische Freistoß als Torwartfehler zu werten? Aber zurückgetreten ist Kahn nicht.


 
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Beckhams Elfer und Phäakes Prognosen


Ich prognostizierte im Hinblick auf den Daniel "Gurkenlaster" Küblböck-Prozess: Das Gericht wird die Unreife bejahen, was Spiegel online oder ein anderes Boulevardmedium zu der (haltlosen) Spekulation veranlassen wird, seiner weiteren Karriere werde darunter leiden, dass nun sein Kindskopftum amtlich sei.

Und so gings aus: Das Gericht begründete die hohe Geldstrafe mit dem Reifegrad Küblböcks, den dieser durch seine Karriere erreicht habe.

So richtig überzeugt mich das ja nicht, die Karriere kann natürlich ein Grund für Frühreife sein, aber letztere müsste sich doch dann auch irgendwo zeigen.

Aber ich will kein schlechter Verlierer sein. In diesem Zusammenhang Kompliment an SpOn, der mannhaft ein DSDS-Dossier anbietet, zu dem auch ein Artikel vom 2.3.2003 gehört, der das "Ende der irren Küblböck-Ära" feiert. 16 Monate nach Ende seiner Ära liefert eine SpOn-Suche für die letzten 30 Tage noch sieben Artikel über Küblböck. Zum Vergleich: Für Sloterdijk gibt es drei, von denen einer auf das Ende des Superstar-Hypes hinweist.


 
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Lichtblick auf dem Arbeitsmarkt


Außerdem sucht eine Doppelgänger-Vermittlung händeringend nach einem Rehhagel-Double.


 
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Studentenproteste 2003


Politisch hatte ich mich noch nie engagiert. Ich bin nicht der Typ, der auf jede Demo geht, sondern eher ein Mädel, das gern zeigt, was es hat, und auch tief ausgeschnittene Shirts trägt.


 
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Deutsche Rebellion, dezentral


Letzen Freitag auf WDR 3 Bericht über eine "legendäre" (naja) Kommune, respektive Wohngemeinschaft in Münster. Gegründet Mitte der Siebziger, als der Schwung von 1968 im Milieu der Lehramtsstudenten gelandet war, die die Fackel nach Brokdorf trugen und dann enttäuscht waren, als 1980 die Anti-AKW-Bewegung in die Form einer grünen Partei gegossen wurde.

Die Dokumentation zeigt vor allem aktuelle Interviews ehemaliger Mitglieder und anderer Zeitzeugen. Es ist den Interviewten nicht immer anzusehen, ob sie der Kommune oder deren bürgerlicher Umgebung angehörten: Ein heutiger Werber lobt die damaligen Möglichkeiten, in der Kommune und der angeschlossenen Kneipe zu musizieren: Ein "musikalisches Produkt" habe immer sofort unter Aufführungsbedingungen getestet werden können. Er kichert verschämt beim Bericht über das Ansinnen der Gemeinschaft, er solle seine homosexuelle Seite erforschen. "Effektiv" sei er bei zwei Lesben-und-Schwulen-Workshops und einem Alice-Schwarzer-Seminar gewesen.

Eine Frau wird über das Verhältnis zur RAF befragt. Ja, sie habe sympathisiert, aber nur bis zu einem gewissen Grad, etwa wenn "eine schwere Sachbeschädigung zu leisten" gewesen sei.

Einer, der als "Fritz Teufel von Münster-Süd" angepriesen wird, wischt während des Interviews hektisch irgendwelche Krümel vom Tisch seiner Wohnküche, die er dann demonstrativ lässig irgendwie Richtung Abfalleimer wirft. Seine Erfüllung finde er beim frühmorgendlichen Zeitungsaustragen, das er seit Jahrzehnten betreibe, obwohl er es mittlerweile "ökonomisch nicht mehr benötige".

Sie sind alle so karikaturhaft. Das war nun der große Umbruch in der Gesellschaft. So stelle ich mir den 1848er Revolutionär vor, der 30 Jahre später vor Grünschnäbeln krampfhaft beteuert, doch doch 1848 sei es höchst revolutionär gewesen, den deutschen Nationalstaat zu fordern.


 
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SpOn-Nachhilfe, die weiche Tour.


Es ist eine grundsätzliche Ansprache, die sich abspielt vor dem Hintergrund der fast täglichen Turbulenzen in Berlin, dem Hickhack ums Zuwanderungsgesetz, den Meldungen über maßlose Managerhonorare und einer an schrillen Tönen sich oft gegenseitig überbietenden Mediengesellschaft.

Die Mediengesellschaft überbietet sich also gegenseitig. An schrillen Tönen. Hm. Und eine Ansprache spielt sich ab. Hm. Und Hickhack und Meldungen sollen nicht in den Genitiv? Bestimmt nicht? Also spielt sich die Ansprache vor dem Hintergrund der Turbulenzen ab, und sie spielt sich vor dem Hickhack und vor den Meldungen ab, ohne Hintergrund. Ich frag ja nur. Gut, nächster Satz:

Es ist eine Rede, die den Zustand zu umschreiben versucht, in dem sich die Republik in diesen Monaten aus Sicht Raus befindet.

Wirklich "umschreiben", nicht "beschreiben"? Und wenn Du einfach "Die Rede beschreibt den Zustand der Republik" sagtest, ginge dann wichtige Information verloren?


 
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SpOn-Abteilung Zwiebelfisch erklärt ihren Witz


Diese Episode ist selbstverständlich frei erfunden. Über ein eventuelles Problem Cäsars mit unregelmäßigen deutschen Verben ist nichts bekannt. Sein Werk 'De bello Gallico' schrieb er auf Latein.

Ob diese Informationen ausreichen? Hätte man nicht noch anfügen müssen: "Und Latein beherrschte er natürlich aus dem Effeff. Es ist jedenfalls nicht überliefert, dass er jemals eineen Sklaven hinichten ließ, der ihn auf Grammatikfehler hingewiesen hätte. Und selbst wenn er deutsch geschrieben hätte, hätte es sich wohl anders angehört als unser jetziges."

Ach übrigens, SpOn, das Werk heißt "Commentarii de bello Gallico".


 
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Neues Stilmittel bei SpOn: Das Tiefstapeln


Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt liegt in Umfragen wieder ein konservativer Oppositionsführer gleichauf mit dem britischen Premier.

Man hätte ohne Risiko sagen können: "seit einem Vierteljahrhundert". Mit der leicht haarspalterischen Unterscheidung zwischen Oppositionsführer und - führerin hätte man noch mehr rausleiern können. Bescheidenheit ist eine Zier.


 
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Die Liebe der Männer zum Fußball


hängt auch damit zusammen, dass man zu diesem Thema kaum etwas zu Banales sagen kann. Overath, designierter Präsident des Absteigers 1. FC Köln, der in 31 Spielen 27 Tore schoss und 52 kassierte, auf die Frage, was gefehlt habe:

Zum einen hätten wir vorne einen gebrauchen können, der die Dinger einfach mal rein macht.


 
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Bundespresseamt und heutejournal,


kommt mal beide nach vorne. Wer hat denn da von wem diesen Blödsinn abgeschrieben?


 
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Der Karl, der Karl, der Moik Moik Moik


(Stefan Raab (damit ich kein Plagiat begehe))

Im Februar hatte Moik nach einem Herzinfarkt drei Bypässe gelegt bekommen. Während der sieben Tage auf der Intensivstation sei er 'in einer anderen Welt', in der 'Vergangenheit' gewesen. 'Ich habe Leute mit Spitzhüten gesehen. Und ich konnte miterleben, was damals geredet wurde. Alles war so real, als sei ich live dabei.'

Spitzhüte, so so. Da können wir uns ja freuen, dass Herr Moik nicht noch ganz andere Ressentiments bedient hat.


 
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Zwei Wirkungstreffer Wahrheit vs Logik


Um meinem Ruf, dorthin zu gehen, wo es weh tut, gerecht zu werden, habe ich mir den Boxkampf Klitschko vs. Sanders angeschaut:

Nachdem in der Vorberichterstattung ungefähr 729 Mal gezeigt wurde, wie Klitschko jun. von Sanders ausgeknockt wurde und 783 Mal, wie dasselbe vor zwei Wochen durch Brewster geschah, nachdem 875 Mal gesagt wurde, dass Klitschko sen. jetzt die Familienehre retten und den Bruder rächen müsse, und dieser 962 Mal betonte, dass solche Emotionen im Ring nichts verloren hätten, wurde der Kampf dann sinngemäß so anmoderiert: "Sie haben jetzt viel von Rache für den Bruder und Rettung der Familienehre gehört. Wenden wir uns nun dem sportlichen Geschehen zu. Es geht um die Zukunft der Marke Klitschko und außerdem um viel Geld."

Zugegebenermaßen keine besonders überraschende Erkenntnis. Da war der Kommentar von Fritz Sdunek (Trainer von Klitschko sen. und Konditionstrainer von Klitschko jun.) zu dem Umstand, dass er sich einem Lügendetektortest unterzog, schon von anderem Kaliber:

"Es war für mich kein Muss, sondern einfach meine Pflicht."

Sehr viel kürzer ist "Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit" auch nicht.


 
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öffentliche-rechtliche Nachrichtenkernkompetenz


n-tv berichtet über das gestrige Zugunglück in Nordkorea unter Verwendung eines Standbildes von dem Unglück, Archivaufnahmen des Bahnhofs und einer - allerdings reichlich spekulativen und verzichtbaren - Computeranimation.

Heutejournal behauptet, es gebe keine Bilder, aber vielleicht würden sie es ja doch möglich machen, etwas zu erfahren. Einer ihrer Korrespondenten sei schon mal in Nordkorea mit der Eisenbahn gefahren. Der Mann wird interviewt. Er zeigt seine damals gemachten Aufnahmen von der Umgebung der Unglücksstätte und von einem Tankzug. Nachdem er lang und breit vom absolut maroden Eisenbahn- und Telekommunikationsnetz des Landes berichtet hat, wird er gefragt, ob er einen Frontalzusammenstoß in Nordkorea grundsätzlich für möglich halte. Zweimal verwendet er den Begriff "verrecken" - bezogen auf stehen bleibende Züge.

Heute scheint Spiegel online zu behaupten, dass das von n-tv gezeigte Bild eine Manipulation des südkoreanischen Fernsehens war. Ein schwacher Trost.


 
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online for 8221 Days
last updated: 15.11.13, 08:21
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